Communication

Communication by Paul Shanks https://www.flickr.com/photos/pshanks/411196422

Vorgestern war ein ziemlich beschissener Tag. Ich bin ja gerade auf Jobsuche und war letzte Woche zur Probearbeit in einer wirklich tollen Firma bei dem ich ziemlich geglänzt hatte. Es sah alles ziemlich gut aus und hieß, dass sie sich wegen eines Angebots bei mir melden würden, und ich freute mich schon auf ein Arbeitsleben im schönen Kreuzberg. Morgens kam dann die erhoffte Mail und ich fiel ziemlich aus allen Wolken, als ich eine Absage1 las. Das hat mir dann doch den Tag versaut, auch wenn es draußen am Kanal recht schön war. Ich hatte mich dort nämlich zum Nachdenken und sortieren hin zurück gezogen.

Allerdings muss unser Kind natürlich auch an solchen Tagen bespaßt werden und ich hatte Nachmittagsschicht2. Also habe ich mir das kleine Wunder in der KiTa geschnappt, meinen Plan für unseren Nachmittag kommuniziert und versucht Richtung Spielplatz zu dirigieren. Es bestand nämlich der Wunsch danach den Kinderwagen zu schieben. Und nachdem ich uns dann über die große Straße gebracht hatte3, war dann die nächstbeste Ladentreppe schon wieder viel spannender als der Weg. Das war zunächst ganz schön, aber nach einigen Minuten wollte ich dann doch weiter. Es war schon später Nachmittag und die Sonne stand schon tief im Himmel. Ich erklärte dem Kind die Situation und dass ich zeitsparenderweise jetzt mit dem Kinderwagen weiter wolle. Das stieß auf energischen Protest, die Straße war jetzt schon wieder viel spannender. Die Situation drohte zu eskalieren und ich war tierisch genervt, da kam mir die rettende Idee:

Die Situation eskalierte auf wundersame Weise nicht mehr weiter und wir hatten viel Spaß auf dem Spielplatz. Also, das Kind hatte viel Spaß dabei zur Rutsche rauf zu klettern und herunter zu rutschen und ich habe halt in der Sonne herum gehangen und ab und zu freudig gewunken, wenn Kontrollblicke kamen. Nachdem ich dem Wunsch entsprochen hatte, mit dem kleinen Wunder Ball zu spielen4 sind wir dann zufrieden nach Hause. Dort übernahm dann recht bald die Abendschicht und ich hatte ein wenig Zeit zum reflektieren und nachdenken.

Ich hatte nämlich am Vormittag, als die schlechte Nachricht so richtig rein gehauen hatte, auf der Suche nach Trost bei meiner Partnerin angerufen. Die konnte meinen Schmerz lindern, aber leider ist sie ja auch mit involviert (geteilte Ökonomie und es hat sich schon irgendwie ein Abhängigkeitsverhältnis ergeben :/) und es blieb nicht aus, dass wir in alte ungute Muster verfielen. Ironischerweise ist das mit der offenen Beziehung in solchen Momenten auch gerne mal nicht mehr so entspannt wie sonst und ich ertappte mich dabei, dass ich in sehr unkonstruktive Gedanken verfiel5. Nachdem ich längere Zeit am Kanal verbracht hatte, verstand ich meinen Kummer viel mehr. Ich rief meine Partnerin wieder an und wir tauschten uns in einem offenen Gespräch über unsere Emotionen und Ängste aus. Danach war der Tag schon fast wieder gerettet, zumindest waren die Frustration und genervt-sein auf beiden Seiten abgebaut.

Miteinander reden ist also wirklich eine tolle Sache. Jedoch sollte mensch nicht glauben, dass es reicht, einfach drauf los zu reden. Es erfordert meiner Meinung nach auch zuhören können und das Vernommene bei der anderen Person zu lassen. Den gerade wenn mir Menschen, die mir sehr nahe stehen, ihre Gefühle & Ängste schildern, kann es sehr schnell passieren, dass ich die in der Schilderung enthaltenen Urteile übernehme. Und das kann gerade bei Ängsten fatale Folgen haben. Die gewaltfreien Kommunikation liefert da zum Glück gute Werkzeuge dafür, einen offenen Dialog über seine Bedürfnisse und Ängste führen zu können.

Natürlich sollte mensch nicht verschweigen, dass wir dafür erstmal über unseren eigenen Schatten springen müssen. Denn mit der Einstellung, dass es bei einer Diskussion/einem Gespräch Gewinner geben müsste, die ihre Meinung durchdrücken, ist solch ein konstruktiver Austausch nicht möglich. Ganz zu schweigen davon, dass mit einher geht, die eigene Wahrnehmung nicht als die absolute Wahrheit zu betrachten und mit den eigenen Fehlern offen und ehrlich umzugehen. Aber wenn mensch erst einmal diesen Sprung gemacht hat, verbessert es die Lage für alle beteiligten! :)

 

  1. Ich hatte mich ursprünglich mal als Programmierer beworben und sie hatten dann später gemeldet, ob ich auch nicht auch als Admin arbeiten würde. Leider waren sich nach dem Tag alle außer mir einig, dass diese Arbeit „nicht der richtige Weg für dich ist, sondern eher ein Kompromiss wäre“ und sie mich ermutigen möchten „keine Kompromisse zu machen, sondern der Aufgabe nachzugehen, die dich wirklich erfüllt“
  2. Der Blogpost, in dem ich unser Schichtsystem erläutere, ist fast fertig. Er muss nur noch mal von mir und meiner Partnerin besprochen und überarbeitet werden ;)
  3. bei denen lasse ich dann doch lieber keinen Freiraum in der Gehgeschwindigkeit und -richtung
  4. Ganz offensichtlich wird es wohl Basket- oder Fußball spielen. Es war zumindest sehr enttäuscht, dass meine Größe nicht ausreichte, das es den Basketball in den Korb werfen konnte
  5. „Du hast zumindest jemenschen zum kuscheln!“ ist halt überhaupt nicht hilfreich, wenn dich diese Person gerade wieder aufbauen will