Da läuft gerade eine Kampange für den Erhalt unserer Urheberrechte im Handelsblatt in dem 100 Künstler*innen1 sich für eben jene positionieren.
Mal abgesehen davon, dass es mal wieder eigentlich eine Debatte um die Verwerterrechte ist, wie tante so schön anmerkte und danach mit einem Zitat des famosen Banskys versehrte2, zeigt der Titel sehr schön das Paradoxon, welches ich in dieser Denkweise zu erkennen glaube.
„Mein Kopf gehört mir“ deutet darauf hin, dass diese Menschen für sich die Kontrolle über ihre geistigen Produkte beanspruchen. Die Idee dahinter ist wohl, dass sie für ihre Arbeit entlohnt werden wollen3, die sie zur Erstellung dieser Produkte aufgewendet haben. Was mich daran immer wieder erstaunt ist die Bigotterie, die sich dabei abzeichnet. Meiner Meinung nach ist die primäre Entwicklungsform von menschlichem Wissen und Verhalten eben jenes, welches wir heute unter dem Begriff „Remix“ kennen.
Es wäre auch ansonsten kaum möglich, dass ihr, die ihr gerade diesen Text liest, halbwegs parsen könntet, was ich eigentlich gerade sagen will, wenn wir nicht eine gemeinsame Basis hätten. Ein anderes Beispiel: Wir entnehmen ständig Verhaltensweisen von anderen, vor allen Dingen von jenen mit denen wir intensiven Kontakt haben. Ich gehe sogar so weit und behaupte, dass mein gesamter Verstand ein großer Remix jener Denkweisen und Ansichten der Leute, die mich irgendwie bewegt haben, ist.
Wenn ich also „mein Kopf gehört mir“ als Kampfansage für das bestehende Verwerterrecht und zur Etablierung von Maßnahmen zu dessem verzweifelten Erhalt benutze, dann ignoriere ich, dass ich unheimlich viele Informationen von anderen verwendet habe und behaupte ganz mein eigenes Produkt zu sein. Die Schlussfolgerung, dass nur ich dieses Produkt entwickeln könnte liegt von dieser Position aus ziemlich Nahe. Ich halte dieses für eine ziemlich unsinnige Betrachtungsweise.
Aber sicherlich war es unheimlich praktisch, denn dieses Verwerterrecht nimmt ja das Ergebnis einer langen Kette von Remixen und schiebt einen Riegel vor ihre weitere Verwendung dessen Öffnung immer schön Geld in die eigenen Kassen fließen lässt. Prinzipiell habe ich ja nichts dagegen, wenn Menschen einfach so Geld bekommen und finde, dass wir allen genug zur gesellschaftlichen Teilhabe geben sollten. Aber dieses Verwerterrecht ist kein Instrument zur Versorgung einzelner Künstler*innen, es ist ein Privileg von Medienkonzernen, wie zeitweise so schön ausgeführt hat.
Und unter anderem deshalb bin ich für eine Abschaffung dieser Verwerterrechte.
Ich habe übrigens einen sehr ähnlichen Gedankengang hier in Englisch ausgeführt.
Comments are off this post