Oder: es ist nicht immer alles so einfach wie du denkst.

Letztes Wochenende war ich wieder auf einer wundervollen Konferenz der Ruby-Community: dem #eurucamp. Die Konferenz versteht sich als eine für möglichst alle Menschen, weshalb selbstverständlich auch eine Kinderbetreuung angeboten wird. Ich war schon im letzten Jahr mit dem Kind dort gewesen. Damals lief das ganz wunderbar: ich gab es Morgens ab, schaute zwischendurch immer mal wieder vorbei und Abends fuhren wir wieder glücklich nach Hause.

Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass es dieses Jahr auch so gehen würde. Mein kleiner Bruder begleitete mich, so dass ich mir sicher war, notfalls wen dabei zu haben, falls ich trotz Kind auch mal was von der Konferenz haben wollte oder nicht konnte. Am Abend des ersten Tages habe ich einen Vortrag über programmierende Eltern gehalten. Zumindest da brauchte ich auf jeden Fall den Rücken frei. Ich verlinke das Video später hier, die Folien könnt ihr schon mal hier finden.

Es sah auch zuerst danach aus, dass alles gut werden würde. Wir brachten das Kind in der Kinderbetreuung ab, es entließ uns mit einem freundlichen „Tschüü“ und dem obligatorischen Winken. Wir gingen also guter Dinge in den ersten Vortrag. Nach vielleicht 15 Minuten merkte ich, dass ich dann doch mal aufs Klo musste und machte mich auf den Weg. Und das war zufälligerweise auch gleich um die Ecke von der Kinderbetreuung also dachte ich mir, ich schiele mal rein, wie’s denn so läuft… Um mein verheultes Kind im Gang zu finden und daneben die Betreuerinnen, die gerade dabei gewesen waren, mich anzurufen.

Das Wunderkind war nämlich nach wenigen Minuten in Tränen ausgebrochen und nicht zu trösten gewesen. Da konnten die auch wirklich gar nichts tun, auf einmal war einfach alles schrecklich und doof außer auf Papas Arm sein. Ich nahm’s also erstmal mit auf Klo – die eigenen Bedürfnisse zählen ja schließlich auch – und verbrachte dann den Tag in der Kinderbetreuung beim verzweifelten Versuch meine Folien fertig zu machen, während das Kind demonstrativ in den Kinderwagen stieg und schon mal allen zum Abschied winkte…

Nach dem Mittagessen (Bananen, sowas wie Couscous war dem Nachwuchs nicht genehm) und einem ausführlichen Spaziergang konnte ich dann meine Folien in Ruhe fertig machen während die Wunderpracht im Kinderwagen Mittagsschlaf hielt. Ich war gerade mit der Politur fertig, als es auch schon wieder wach wurde. Wir hingen dann erstmal im Park rum und die Natur wurde ausgiebig bewundert. Im Raum von der Kinderbetreuung ab hängen war nicht so toll, aber runter in den Park im Innenhof gehen klang für die Erzieherinnen gut und kam bei jung & alt gut an.

Mit gemischten Gefühlen übergab ich meinem Bruder die Aufsicht und begab mich zum Saal. Ich war ein reines Nervenbündel im Vortrag direkt vor mir und dass ich das Kind zufällig durch die schließenden Türen rumschreien hörte, half mir auch nicht wirklich das zu verbessern. Jedoch hatte die MC, selbst eine Mutter, die richtigen Worte um mich zu beruhigen „es sind nur 30min“. Das half, ich atmete durch und lieferte eine Performance ab, mit der ich sehr zufrieden bin1.

Nach dem Vortrag konnte ich nur an den Nachwuchs denken und löste mich so bald wie möglich von den Leuten um hinaus zu gehen. Ich sah zuerst meinen Bruder der in eine Ecke vom Park zeigte. Dort stand mein Kind und schrie die Welt in hohen Tönen an. Dann sah es mich, rief „Papa!“ und lief auf mich zu. Ich konnte nicht anders als selbst zu laufen, unser Zusammenprall mit lachend-wirbelnder Umarmung könnte von keinem Film schöner dargestellt werden. Wir fuhren dann bald nach Hause und ich war wieder einmal erstaunt, wie ruhig und gelassen ich voll Liebe mit dem Kind reden kann, wenn es gerade komplett über den Punkt des gesitteten Müdeseins hinaus geschossen ist.

Am nächsten Tag übernahmen meine Eltern spontan den Kleinen. Kinderbetreuende Verwandtschaft ist manchmal wirklich Gold wert!

Ich möchte den Veranstalter*innen nochmal danken dafür, dass sie die Kinderbetreuung angeboten haben! Bei nächster Gelegenheit werden wir sie bestimmt wieder in Anspruch nehmen, nur diesmal richte ich mich drauf ein, dass es einfach anders kommen kann als geplant. Wie das nun mal so ist mit kleinen Kindern.

  1. selbst als mir die Regie mitten im Vortrag die wichtigen letzten 9 Minuten klaute