Letztes Wochenende waren wir auf einer Familienfeier in einer Gaststätte, ein Verwandter war 90 geworden. So Feiern sind mit kleinen Kindern ja immer gerne eine Herausforderung. Nicht nur, dass es eine unbekannte Situation sein kann. Es muss auch viel gewartet werden und die Erwachsenen sind gerne Mal genervt, wenn mensch viel lieber die spannende unbekannte Umgebung außerhalb erkunden möchte, als in dem Saal mit den ganzen unbekannten Menschen herum zu sitzen.
In solchen Ausnahmesituationen kann unser Nachwuchs gerne mal ganz anders sein als im gewohnten Alltag. So erging es uns auch mit dem kleinen Wunder. Durch die Zeitplanung der Feier, auf die wir keinen Einfluss hatten, ergab es sich, dass es nur eine halbe Stunde Mittagsschlaf gab. Die erste Stunde war noch alles schön, das Kind war ja auch gerade erst wach geworden und musste sich erst einmal akklimatisieren.
Doch dann trat es irgendwann auf, dass immer wieder „gespuckt“ wurde. Also so pusten mit viel Sabber. Mir war das zum erste Mal vor ein paar Wochen aufgefallen und ich hatte gleich klar gemacht, dass ich das nicht wollte. Normalerweise hört unser Kind auch gleich und es verblieb sonst auch immer bei dem einem Mal. Auf dieser Feier war allerdings Provokation angesagt und es wollte einfach nicht aufhören. Ich nahm das Kind mit raus, weil es auch gewickelt werden musste.
Draußen versuchte ich die Aufmerksamkeit des Nachwuchses zu erlangen und zu vermitteln, dass ich das wirklich nicht haben wollte. Das war schon sehr frustrierend, weil alles andere spannender war als Papa. Und jedes Mal, wenn ich dachte, dass ich meinen Punkt vermittelt hatte, wurde ich nach ein paar Metern zurück zur Lokalität wieder angespuckt. Ich machte deutlich wie unglücklich ich darüber war und konnte meine Wut nur schwer im Zaum halten. Das Ergebnis war, dass ich nur angelacht wurde und sich dann für andere Dinge interessiert wurde. Irgendwann konnte ich zumindest vermitteln, dass ich das ganze ziemlich eklig fand.
Ich fühlte mich unverstanden. Für mich war dieses Verhalten eklig und respektlos. Für das Kind offensichtlich belustigend und eine Form der Provokation. Meine Partnerin und ich wechselten uns im Laufe des Tages immer wieder ab, aber auch sie sah sich dieser Provokation machtlos gegenüber. Durch, eh schon geplante, vorgezogene Geburtstagsgeschenke und das Essen, welches irgendwann geliefert wurde, war unser kleines Energiepaket dann abgelenkt genug, um größtenteils darauf zu verzichten.
Nach einem langen, schönen und für alle schlauchenden Tag kamen wir dann auch daheim an und das Kind war wieder ganz der alte Sonnenschein. Was bleibt ist bei uns ein wenig Unsicherheit. Was machen wir, wenn wir wieder in so einer Situation stecken? Wie können wir in Zukunft damit umgehen? In der Retrospektive haben wir uns ziemlich gut verhalten, die Fortschritte sind halt nur kleine Schritte. Was hättet ihr in dieser Situation gemacht? Wie geht ihr mit sowas um?
Dagmar
Mai 6
Hallo Daniel, beim Lesen deiner Schilderung musste ich schmunzeln, weil mir die Situation so vertraut ist. Zwar nicht unbedingt auf einer Familienfeier, aber so generell. Ich kann das Gefühl der aufsteigenden Wut sehr gut nachempfinden, weil man sich so hilf- und machtlos fühlt. Ich glaube, was wir nie vergessen dürfen ist, dass die Kleinen das nicht aus böser Absicht machen, sondern wirklich nur testen, was passiert und wie unsere Reaktion auf ihr Tun ist. Unsrer hat Phasen, da haut er uns, wenn es nicht nach seinem Kopf geht. Als das anfing, habe ich mir auch super viele Gedanken gemacht was ich tun kann, um das abzustellen bzw. was ich falsch gemacht habe – wahrscheinlich nix. Bei meiner Suche nach Antworten u. Tipps bin ich auf einen Forumsbeitrag gestoßen, der mir sehr geholfen hat. In Kürze: versuchen immer gleich zu reagieren; nicht zu viel Aufhebens über das Tun des Kindes machen (gibt sonst nur Aufmerksamkeit), sondern in knappen Worten und ernster Stimme sagen, dass man es nicht gut findet / nicht möchte; Kind ablenken. Ein Patentrezept gibt es wohl nicht, aber das macht die ganze Sache ja auch irgendwie spannend. Derzeit genieße ich die „Sonnenscheinkind“-Tage und wünsche euch davon auch ganz viele :)
Benjamin Reitzammer
August 31
Hallo Daniel,
auch mir kommt die Schilderung sehr vertraut vor. Ich habe sie mit meinen zwei Jungs, derzeit 3j und 5j, auch schon mehrmals durchlebt.
Was mir geholfen hat mit solchen Situationen umzugehen waren Teile der Gewaltfreien Kommunikation. Insbesondere das Buch „Ich will verstehen, was du wirklich brauchst“, in dem es spezifisch darum geht was die besonderen Herausforderungen von GfK mit Kindern sind und wie man evtl damit umgehen kann.
Es ist keine schnelle Hilfe, die dafür sorgt, dass solche Situationen nie wieder auftreten. Vielmehr wurde mir dadurch der Umgang erleichtert und ich konnte meine eigene Reaktion in solchen Situationen besser verstehen und sie (nicht immer) entsprechend anpassen.
HTH & bei der Gelegenheit: Danke fürs Aufschreiben und damit thematisieren!
Cheers, Benjamin