Hier ein Text, den ich vor ein paar Monaten für die Kneipenlesung geschrieben hatte.
Was ist
Derzeit grassiert ja die Schweinegrippe in unseren Medien. Da wird der Teufel des tödlichen Virus an die Wand gemalt, an dem wir alle sterben werden. Die Hintergründe der Todesopfer im stickigen, weltgrößten Slum Mexikos interessieren da kaum. Die Aporkalypse naht, das ist gewiss! Vor der Schweinegrippe wurde das Schwein der Wirtschaftskrise durchs mediale Dorf gejagt. Überhaupt schon erstaunlich, dass der systembedingte Zusammenbruch des Finanzsystems als „Krise“ bezeichnet wird. Ist ja nicht so, dass es das erste Mal passieren würde oder nicht vorhersehbar gewesen wäre. Doch das ahnungslose Stimmvieh steht auf den Thrill und wird ordentlich von der Horrorvision des wertlosen Geldes erschreckt.
Dumm nur, dass es bis jetzt nicht ganz so fruchten will. Das Volk verliert zwar das Vertrauen, doch die Hyperinflation will irgendwie nicht einsetzen. Bis es soweit kommen könnte, darf es halt für die Rettung der Finanzjongleure bluten. Doch so ein richtiger Crash wär ja schon praktisch, wir haben ja alle schon Mal mit 50 Mark angefangen.
Währenddessen schwingt eine wildgewordene Familienministerin mit der Kinderpornographiekeule herum und droht mit Ihrer Hilfe auf unsere Grundrechte einzuprügeln. Sie schämt sich dabei nicht, aufgrund falscher Tatsachen zu argumentieren. Wozu auch, es wird ja eh alles brav von der Presse nach gequakt. Kritische Stimme findet man vornehmlich abseits der Mainstream-Medien und die werden sofort pauschal verdächtigt „phädokriminell“ zu sein. Das Volk ist brav pikiert ob der furchtbar ausgemalten Zustände und stimmt freudig der Einführung einer Zensur zu.
Wie unsinnig dieser Versuch im Netz der Netze ist, fällt den internetausdruckenden Politiker naturgemäß nicht auf. Aber das ist ja auch gar nicht der Punkt. In der altbewährten Salamitaktik schnibbelt man sich Stückchen für Stückchen ans Ziel. Hauptsache der Zipfel wird geschluckt, der Rest fällt dann gar nicht mehr so auf. Oder kennen sie heutzutage noch jemanden, der sich darüber beschwert, dass man allerorten von Kameras aufgenommen wird?
Die Kollegen von Frau von der Leyen sind derweil schon eifrig im Wahlkampfrennen, das Sommerloch wird dieses Jahr wohl ausfallen. Heuer sind sinnfreie aber werbewirksame Rettungsaktionen des deutschen Politikers liebstes Kind: Die Rettung der Automobilindustrie ist ihr bevorzugtes Steckenpferd. Schon merkwürdig, warum man eigentlich immer die fördert und nicht die gebeutelten kleinen und mittleren Unternehmen die schon seit längerem kaum noch Kredite kriegen, aber den Großteil an Geld und Arbeit unter das Volk bringen.
Muss wohl an den Vergütungen liegen, so’n kleiner Mittelständler kann einen halt einfach nicht vernünftig schmieren. Anders kann man sich wohl kaum erklären wie z.B. VW vor einigen Monaten ordentlich abgesahnt hat, indem zehntausende Anträge auf Kurzarbeitergeld gestellt wurden, um zwei Drittel der Mitarbeiter in Wolfsburg, sowie in den Standorten Emden, Hannover und Zwickau zu fördern. Nur wenige Wochen später meldeten die Wolfsburger einen operativen Gewinn von 312 Mio. Euro für das erste Quartal.
Unterdessen schwelt und brodelt es unter der Haube unserer erweiterten Bananenrepublik. Die Managerkaste hat erfolgreich das Fleisch von den Knochen der Firmen und privatisierten staatlichen Einrichtungen gefressen. Die „Think Tanks“ der medialen Schattenherrscher haben die überarbeiteten Politiker freundlicherweise mit den richtigen Informationen versorgt, damit diese die Abgabe von staatskritischen Aufgaben an gewinnorientierte Unternehmen mit dem Gefühl vollzogen, das Richtige gemacht zu haben. Herr Harz hat dem Staat fleißig bei der Planung zur Versorgung derer, die logischerweise aufgrund des technischen Fortschritts und der Geldknappheit auf der Strecke bleiben, unter die Arme gegriffen und in Berlin wurde letztlich erst wiederholt versucht, den Einsatz der Bundeswehr im Inneren zu legitimieren.
Es könnte auf den Straßen des kommenden Jahrzehnts heiß her gehen. Doch wie man die braven Deutschen kennt, wird man sich wohl darum so schnell keine Sorgen machen müssen. Man hat’s hier ja nicht so mit dem Auflehnen, wie schon Heine wusste, als er sagte:
Und was macht man aus Deutschen Eichen?
Keine Galgen für die Reichen.
Lehnen wir uns also zurück, gönnen wir uns ein Eis und harren der Dinge, die da noch so kommen werden. Scheint ja ein schöner Sommer zu werden, zu irgendwas muss die globale Erwärmung ja gut sein.
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