Eltern führen in meiner Branche immer noch ein Nischen dasein. Ihre Bedürfnisse sind meist nicht präsent. Ich arbeite als Webentwickler und habe mich auf den Backend Teil spezialisiert. Mit dieser Technologie habe ich bislang immer in kleinen und jungen Firmen gearbeitet, sie wird auch zumeist in solchen eingesetzt. Alle diese StartUps haben eine sehr einvernehmende Kultur. Die Arbeitnehmer*innen übernehmen meistens sehr viel Verantwortung und sind sich ihrer Rechte nicht bewusst. Die Menschen sind meist sehr stolz auf ihre flache Hierarchien & flexible Arbeitskultur. Es ist üblich, auch mal länger zu bleiben und oft steht im Kühlschrank mit Freigetränken auch Bier für solche Gelegenheiten bereit. Bis auf seltene Ausnahmen kommen Kinder im Firmenalltag nicht vor, Eltern – zumeist Väter – arbeiten meist genau so lange wie alle anderen.
„Margaret Hamilton in action“ by NASA – http://www.nasa.gov/50th/50th_magazine/scientists.html. Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons.
Ich hatte das erst letztens wieder in einem Bewerbungsprozess, dass auf auf meine Nachfrage ob ich denn auch 35 Stunden arbeiten könne erwidert wurde, dass nur 40 Stunden drin seien. Aber „mal früher kommen und dann früher gehen ist ok“ und „$Person kriegt das ja auch hin und der hat 2 kleine Kinder daheim“. Zum einen wiesen die Aussagen darauf hin, dass es halt doch nicht egal ist, wann ich kommen und gehen würde. Zum anderen ist es dieses „aber bei $Person gibt es doch auch eine Frau daheim, die die Sorgearbeit mit den Kindern macht!“ was mich echt aufregt. Vielleicht will ich meine Verantwortung dem Nachwuchs gegenüber wahr nehmen? Oder nicht meine Partnerin unrechtmäßig zu dieser Arbeit zwingen? Oder es gibt vielleicht daheim auch keine Partnerin mehr? Es gibt so viele Möglichkeiten, so viele verschiedene Lebensentwürfe, die einfach nicht berücksichtigt werden.
Und es ist ja nicht nur für Eltern etwas drin. Oder wollt ihr mir etwa erzählen, dass ihr alle gerne 40 Stunden oder mehr arbeitet, wenn ihr auch draußen im Park sein könntet? Und das ist natürlich alles eine Frage unseres Arbeitsbegriffes und der protestantischen Ethik. Die Kritik daran ist wichtig, ich hab da schon mal drüber gesprochen, aber hier soll es um die konkrete Verbesserung in den bestehenden Zuständen gehen.
Und ich denke, da gibt es noch viel zu tun. Das habe ich auch am eigenen Leibe gemerkt, als ich ein knappes halbes Jahr gebraucht habe, einen neuen Job zu finden. Das lange Warten hat sich wirklich gelohnt, aber schön war das alles nicht. Was es braucht ist ein Kulturwandel und da können wir alle unseren Anteil dran haben. Ich werde auf dem eurucamp einen Vortrag zu diesem Thema halten und bin an euren Erfahrungen interessiert. Kennt ihr Firmen bei denen die Vereinbarung von Eltern mit der Arbeit als Programmierer*in gut funktioniert? Was für Methoden werden dort benutzt und wie groß sind diese Firmen?
Ihr könnt mir hier in den Kommentaren auf Twitter oder per mail an programmingparents@netsteward.me schreiben. Ich freue mich schon auf euer Feedback!
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