Ich war heute beim Aktionstag – „Sicherheit im Netz“. Also eigentlich bin ich da nur hin, weil eine Bekannte aus dem C3PB fragte, ob wer mitkommen möchte und das nicht uninteressant klang. Nun ja, wir kamen leicht verspätet an und waren auch schon direkt im ersten Vortrag.
Dieser war von Regine Pfeiffer und befasste sich größtenteils mit „Abzocke“, also dem üblichen Konzept von Browsergames. Dazu streute sie noch ein paar „Gewaltszenen“ aus GTA4 ein. Was mich an diesem Vortrag am meisten störte, war neben dem unstrukturierten durch-Mindmaps-geklicke ihre unwissenschaftliche Vortragsart. Schon hart genug, wenn man Trolle aus Foren zur Unterstützung seiner Standpunkte oder als Beleg aufführt, dass sie Wikipedia als Quelle referenziert sei ihr von mir aus auch noch gestattet. Die „Gewaltszenen“, wie auch alle Spieleszenen in ihrem Vortrag und dem späteren Workshop dröhnten auf maximaler Lautstärke über die Boxen (und verschluckten wohl auch ein oder zwei Halbsätze von ihr). Aber ich dachte mir die ganze Zeit: „Und wo ist jetzt dein Punkt?“
Sie zeigte wohl ein paar Extremfälle und zog dann noch ein bisschen über ein ausgezeichnetes Browsergame her, aber eine Betrachtung, wie das ganze funktioniert, weshalb das ganze den so verwerflich wäre, was man dagegen tun könnte oder auch nur, weshalb die Leute überhaupt Browsergames spielen fehlte völlig. Die „Gewaltszenen“ wurden fast ohne Kommentar vorgestellt.
Anschließend war dann Dr. Sonja Ganguin an der Reihe. In einem gut strukturierten Vortrag erzählte sie von ihrer Arbeit beim Bundesspielepreis und von „SeriousGames“. Sie griff dazu auch auf einen Arte-Beitrag zurück (wahrscheinlich war der Laptop von Frau Pfeiffer deshalb so laut eingestellt gewesen, auf dem hielt sie nämlich den Vortrag), aber ansonsten machte sie einen sehr kompetenten Eindruck und zeichnete auch ein wesentlich reflektierteres Bild von Computerspielen. Sie ging sogar darauf ein, dass es Bestrebungen gibt, Computerspiele als Kunst anzuerkennen und zeigte auch die Widerstände dazu auf, die sich in Form einer Erklärung gebildet hatten. Lustigerweise hatte Frau Pfeiffer diese auch unterzeichnet, rief dann aber auch prompt durch den Raum, dass sie sich öffentlich wieder von dieser Erklärung distanziert hatte.
Nach der Pause entschied ich mich dann spontan, dem „Workshop“ von Frau Pfeiffer beizuwohnen, irgendwie war mir mal wieder nach einer ordentlichen Diskussion. Allerdings kam diese nicht wirklich auf, denn sie zeigte nur wieder ein paar Gewaltszenen ohne etwas dazu sagen und hielt anschließend einen Vortrag über die Gründe der Sucht von WoW. Das war sogar mal ganz sinnig, was sie da so von sich gab. Aber ich wollte ihr auch nicht die Genugtuung geben, ein bisschen von dem zu erzählen, was ich so von Freunden aus der Spieleszene1 mit bekommen hatte.
Als sie dann damit fertig war, wollte sie dann aber doch noch eine kleine Diskussion entfachen und ich ging noch einmal auf die Gewaltfrage ein. Allerdings war ihr da irgendwie nicht beizukommen. Sie wiegelte meine Einwände mit „da existieren Studien drüber“ und „Counterstrike ist ja auch gar nicht so schlimm, ich weiß gar nicht, warum das immer in der Diskussion vor kommt“2 ab und suchte dann eher das Gespräch mit den älteren Zuhörern.
Alles im Allem hatte ich den Eindruck, dass auf dieser Veranstaltung die Mitglieder eines anderen Medienzeitalters versuchten, die Welt ihrer Zöglinge und Kinder zu verstehen. Wir haben uns die zweite Workshopschiene nicht angetan, aber ich bin mir recht sicher, dass dort auch nicht größere Einsichten kamen. Was mich bei dem Titel das Aktionstages am meisten stört, ist, dass auf das Netz und seine Natur gar nicht eingegangen wurde und sich beide Einführungsvorträge nur mit Spielen beschäftigten. Medienkompetenz wurde immer mal wieder als Stichwort angeführt, was genau sich aber dahinter verbergen sollte, oder wie man diese erzeugen könnte, wurde nicht ausgeführt.
Es wäre eigentlich ganz sinnig, wenn man mal eine Stiftung oder einen Verein hätte, der gerade auf solchen Veranstaltungen mal ein bisschen vermitteln könnte, was den das Netz ist. Aber eigentlich hätten sie ja in Bielefeld mit dem FoeBud genau so etwas direkt in der Stadt. Nur, dass die den Veranstaltern eventuell etwas zu politisch sein könnten ;)
Seraphyn
Februar 9
Danke Dir, dass Du den Beitrag noch geschrieben hast, so in etwa habe ich es mir vorgestellt.
Eigentlich in dem Sinne Fudd mit ein wenig Wissen;)
Wie war das nochmal, der gute Lügner garniert seine Lüge mit 82% Wahrheit.
Schade, dass Sie nicht auf dein Aussage eingangen ist…
Seraphyn
acid
Februar 10
Danke, dass du mich aufgefordert hattest. Naja, ich hatte das Gefühl, dass sie a) sich lieber einfachere Gesprächspartner suchte und b) relativ merkbefreit ist.
hathor
Februar 10
Wahrscheinlich hätten wir mehr gelernt, wenn wir zu der Konzepttagung (für Altenheime) im unterem Stockwerk gegangen wären… ;) Aber Scherz beiseite…
Im Großen und Ganzen hat mir diese Tagung schon etwas gebracht, da ich im Workshop von Frau Dr. Sonja Ganguin (http://www.sonjaganguin.de/person.htm) war. Das Thema ihres Workshops lautete: „Spiele als Chancen – Kompetenzen erwerben“.
Wir fingen 5 min später an, weil Frau Dr. Ganguin zuvor noch versuchte Frau Pfeiffer von ihrer defensiven Haltung gegenüber Computerspielen abzubringen. Aber auch sie biss bei dieser Frau auf Granit. In diesem Moment fiel mir eine Datei ein, die man mir in Vorbereitung auf diese Tagung zukommen ließ: „Wie man mit Fundamentalisten diskutiert…“.
Nach dem sich alle einen Platz gesucht und sich jeder ein wenig vorgestellt hatte, begann Frau Dr. Ganguin auf einzelne Fragen und auf die durch PC-Spiele geförderten Kompetenzen näher einzugehen. Nicht nur die Medienkompetenz, sondern auch die kognitive-, sensomotorische-, aber auch die soziale Kompetenz (speziell im: Koop-Modus) wird gefördert. Sie erwähnte noch eine Kompetenz, die mir gerade entfallen ist. Sie betonte auch, dass einige Kinder sich super vor dem PC konzentrieren, dies aber in der Schule nicht könnten. Worauf ein besorgter Vater und Lehrer meinte, dass er sich das gut vorstellen möge, aber es trotzdem nicht das Allheilmittel gegen ADHS/ADS und schlechte Schulnoten sein dürfte. Wobei sie ihm größtenteils zustimmte.
Später meinte Frau Dr. Ganguin, dass Gamer die Besten und ausgeprägtesten Kompetenzen unter den PC-Usern besitzen, da diese immer versuchen ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zu perfektionieren (in diesem Moment, musste ich innerlich lachen, weil meine Highscores da wohl ein eindeutiges Ergebnis liefern würden). Aber es wurde noch interessanter, als die Dozentin bescheinigte, dass die sofortige Rückmeldung bei Spielen (nebenbei ließ sie einen Nintendo – DS mit Spielen herumgehen) den besten Anreiz liefere, um etwas zu lernen. Dabei stimmte ihr der skeptische Lehrer zu. Er meinte sogar, dass bei einigen Test’s in der Schule eine Software von Vorteil wäre. Bei einer sofortigen Rückmeldung an die SchülerInnen könnten die Lernprozesse im Gehirn verknüpft werden und ein besserer Ergebnis könnte folgen. Die normale (händische) 2-3wöchige Korrekturphase einer Klausur kann rückwirkend nur noch schwer von den SchülerInnen mit dem jeweiligen Lernstoff verknüpft werden, da meist schon ein anderer Stoff im Unterricht zu Grunde liegt bzw. nicht mehr zur Verbesserung der Ergebnisse beitragen kann.
Frau Dr. Ganguin lagen besonders die „Serious Games“ am Herzen. Diese noch nicht einheitliche Definition eines Spielgenres, die den Usern Wissen vermitteln sollen, seien immer mehr im Kommen und ein gutes Beispiel, wie man durch PC-Spiele lernen kann. Sie führte auch hier einige Beispiele an, wie „Fritz & Fertig“ oder auch „TechForce“ (http://www.techforce.de/), welche einen nützlichen Beitrag leisten, um spielerisch den Umgang mit verschiedenen Themen zu lernen. Sehr amüsant fand ich, dass die „Serious Games“ in letzter Zeit auch als „Stealth Games“ bezeichnet werden, da sie den User hinterrrücks Wissen vermitteln. :)
Was auch positiv erwähnt werden muss ist, dass Sie die Risiken von der Spielesucht bei Kindern und Jugendlichen nicht unter den Teppich gekehrt hat. Eine Mutter war sehr besorgt darüber, dass ihr Sohn vielleicht solch einer Sucht erliegen könne. Sie verwies zwar auf einige Online-Tests, aber konnte nicht ausführlicher auf diese Problematik eingehen, da die Zeit zu knapp war. Sie beruhigte die Mutter aber zusätzlich mit dem Hinweis, dass Kinder/Jugendliche ihre ausgeprägteste Phase (Höhepunkt) der Spielenutzung mit 14/15 Jahren haben. Einige Studien (JIM- und KIM-Studie) zeigen, dass danach der Spielekonsum wieder sinkt. Die Dozentin bzw. ein kurzer Film über PC-Spiele gab einen gab zusätzlich noch den Tipp, den meines Erachtens Eltern generell befolgen sollten: „Lassen Sie sich von Ihren Kindern die Spiele zeigen bzw. spielen Sie diese mit Ihnen, auch wenn Sie wahrscheinlich nie so gut sein werden, wie Ihre Kinder“.
Ich muss sagen, dass ich positiv überrascht wurde. Nicht nur von der Dozentin, sondern auch von einigen Zuhörern, die eine eher kritische Einstellung gegenüber PC-Spielen hatten, aber trotzdem zu dem Workshop von Frau Dr. Ganguin gegangen sind und nicht zu der bornierten Frau Pfeiffer mit ihrer Contra-PC-Spiele Einstellung. Im Nachhinnein finde ich es Schade, dass Frau Dr. Ganguin, obwohl sie eine „Sucht hat immer eine Geschichte“ Woche moderierte, nicht näher auf die präventiven Maßnahmen einer Spielesucht eingehen konnte und Frau Pfeiffer mit ihrer veralteten Methode der „Abschreckungspädagogik“ weiterhin hätte in ihre Schranken verweisen können.
F_A
Februar 13
Ich frage mich, wie die Dame „Browserspiel“ definiert. Wenn ich spiele, dann nur Browsergames. Da habe ich im Laufe der Jahre so einige gesehen und nicht ein einziges enthielt Gewalt. Läßt sich mit HTML und ein paar Grafiken ohnehin nicht sehr eindrucksvoll darstellen.